Ein Blick von oben das Kraftwerk Jochenstein im herbstlichen Setting.

Energiespeicher Riedl:
für eine erfolgreiche Energiewende

Als eines der wichtigsten Infrastrukturprojekte Niederbayerns ist der Energiespeicher Riedl ein unverzichtbarer Baustein für eine nachhaltige Energiezukunft. Der geplante Speicher ermöglicht es, umweltfreundlich Strom aus erneuerbaren Energiequellen zu speichern und Schwankungen auszugleichen – und liefert damit einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit.

Stromspeicher für die Energiewende

Ein wesentlicher Schritt, um die ambitionierten Klimaziele zu erreichen, ist der Ausbau erneuerbarer Energie. Deshalb plant die Donaukraftwerk Jochenstein AG – ein Unternehmen von VERBUND – ein Pumpspeicherkraftwerk im Grenzgebiet zwischen Bayern und Oberösterreich. Der Energiespeicher zwischen den Ortsteilen Riedl und Gottsdorf der Marktgemeinde Untergriesbach hat die Aufgabe, Schwankungen in der Stromerzeugung auszugleichen. Diese entstehen dadurch, dass die natürlichen Energiequellen wie Sonne und Wind nicht immer im erforderlichen Ausmaß zur Verfügung stehen. Der Energiespeicher Riedl soll überschüssige Energie im Oberbecken in Form von Wasser effizient und umweltfreundlich speichern – und bei Bedarf über die Turbinen und Generatoren rasch ins Stromnetz einspeisen.

Hochmodernes Pumpspeicherkraftwerk

Der Energiespeicher Riedl ist ein hochmodernes Pumpspeicherkraftwerk. Bei einem Stromüberangebot aus erneuerbaren Energien wird mittels dieser Energie Wasser aus dem Stauraum des Kraftwerks Jochenstein in ein rund 330 Meter höher gelegenes Oberbecken gepumpt und dort zwischengespeichert. Bei hoher Nachfrage oder bei Engpässen im Netz wird in Sekundenschnelle Wasser aus dem Speicherbecken zu den unterirdischen Turbinen geleitet, die über Generatoren wiederum elektrische Energie erzeugen.

Auf diese Art kann die schwankende Stromerzeugung aus Sonne und Wind gespeichert und zu jeder Zeit wieder bereitgestellt werden. Kraftwerke wie der Energiespeicher Riedl können so sehr kurzfristig, über einen längeren Zeitraum und mit hoher Leistung auf Schwankungen im Netz reagieren. Bei einem steigenden Anteil erneuerbarer Energien an der Stromversorgung ist der parallele Ausbau der Speicherkapazitäten daher unerlässlich. Der Energiespeicher Riedl leistet einen wichtigen Beitrag für die sichere Versorgung mit umweltfreundlichem Strom und unterstützt so die Energiewende.

(Architekturskizze Maschinenhaus Energiespeicher Riedl)

Die Architekturskizze zeigt das Maschinenhaus vom Energiespeicher Riedl.

Projektträger: Donaukraftwerk Jochenstein AG

Träger des Projekts Energiespeicher Riedl ist die Donaukraftwerk Jochenstein AG (DKJ) – ein Unternehmen von VERBUND.

Basierend auf dem Regierungsabkommen von 1952 zwischen Österreich und Deutschland, wurde die Donaukraftwerk Jochenstein AG für den Bau und Betrieb des Kraftwerks gegründet. Zweck des Abkommens ist die gemeinsame Nutzung der Wasserkraft der Donau zwischen Passau und Jochenstein/Engelhartszell.

Geeigneter Standort

Als Erweiterung des bestehenden Donaukraftwerks Jochenstein trifft der neue Energiespeicher nicht nur auf ideale topografische Voraussetzungen, sondern auch auf eine bereits vorhandene Infrastruktur. Dazu gehören die bestehende Freiluftschaltanlage und Netzanbindung, aber auch das hochqualifizierte und betriebserfahrene Personal. Das schafft ein ressourcenschonendes und effizientes Miteinander.

Das Bild zeigt einen Flugaufnahme vom Kraft Jochenstein bei Sonnenschein.

Ziele und Nutzen des Energiespeicher Riedl

Der Energiespeicher Riedl dient der Integration von erneuerbaren Energien ins Stromnetz und liefert damit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Ungenutzte Erzeugungspotenziale werden durch die Speicherung von Erzeugungsüberschüssen aus erneuerbaren Energien nutzbar und ergänzen optimal eine CO2-neutrale Stromerzeugung. Dazu kommen eine günstige geographische Lage und eine hohe Flexibilität durch die Zusammenarbeit zwischen den Strommärkten Deutschland und Österreich. Der Energiespeicher Riedl leistet einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit. Für die Überbrückung sogenannter Dunkelflauten werden wichtige Reservekapazitäten bereitgestellt. So können mit einer Speicherbefüllung 50.000 Haushalte eine Woche lang mit CO2-neutralem Strom versorgt werden.

Außerdem erbringt der Energiespeicher Riedl wichtige Systemdienstleistungen im Stromnetz, die bisher von fossilen Kraftwerken geleistet wurden. Mit steigenden Anteilen an erneuerbaren Energien sind diese von zunehmender Bedeutung für die Netzstabilität. Dazu kann der Energiespeicher Riedl bei einem Netzausfall ein wichtiger Baustein zum Wiederaufbau des Stromnetzes darstellen (Schwarzstartfähigkeit). Ein solch breites Aufgabenspektrum decken nur Pumpspeicher mit hoher Effizienz und Wirtschaftlichkeit ab, die mittels erprobter Technologien operieren.

Der Standort des Energiespeicher Riedl wurde sorgfältig ausgewählt. Die natürliche Geländemulde zwischen den Untergriesbacher Ortsteilen Gottsdorf und Riedl, die derzeit großteils intensiv landwirtschaftlich genutzt wird, eignet sich ideal für den Bau des benötigten Speichersees. Das Oberbecken kann sich harmonisch in die Geländemulde einfügen. Sowohl der Triebwasserstollen Richtung Tal als auch das Ein- und Auslaufbauwerk werden unterirdisch errichtet. Das Maschinenhaus mit den Turbinen, Pumpen und Generatoren wird in Form eines ebenfalls weitgehend unterirdischen Schachtkraftwerks auf dem Gelände des Donaukraftwerks situiert.

Mit diesem Infrastrukturprojekt sind positive Auswirkungen auf die Entwicklung des Landkreises Passau und des Marktes Untergriesbach zu erwarten. Das Investitionsvolumen von rund 400 Mio. Euro trägt zur Stärkung der regionalen Wirtschaft bei. Erfahrungsgemäß bleiben etwa 30 Prozent der Wertschöpfung in der Region. Der Kraftwerksbetrieb und die Instandhaltung sichern bestehende und schaffen neue Arbeitsplätze, zum Beispiel durch Aufträge für regional ansässige Gewerbe.

Der Energiespeicher Riedl kann als Erweiterung des bestehenden Donaukraftwerks Jochenstein auf eine vorhandene Infrastruktur zurückgreifen. Ein wichtiger Aspekt ist, dass für den Stromtransport die bestehende 220 kV-Hochspannungsleitung verwendet werden kann. Bestehende Straßen und die Möglichkeit des Materialtransports per Schiff gewährleisten, dass der Bau und Betrieb des Energiespeichers so verträglich wie möglich erfolgt. Hochqualifiziertes und betriebserfahrenes Personal, Büros und Werkstätten stehen dem Energiespeicher Riedl zur Verfügung.

Das Bündel an ökologischen Maßnahmen, das die Auswirkungen auf die Umwelt vermeidet bzw. ausgleicht und dem Erhalt der biologischen Vielfalt dienen soll, wird sich darüber hinaus auch positiv auf den regionalen Tourismus auswirken. Mit den gewässerökologischen Maßnahmen an der Donau, der Fischwanderhilfe und weiteren Maßnahmen an Land, werden hochwertige und abwechslungsreiche Lebensräume für Flora und Fauna geschaffen. Landschaftliche Strukturen der Kulturlandschaft werden aufgewertet. Der neue Speichersee mit Aussichtspunkt und die neue architektonisch gestaltete und touristisch nutzbare Kraftstation am Talboden, können zusammen mit weiteren Gestaltungsmaßnahmen die Anziehungskraft der Region stärken. Rund um das Oberbecken wird außerdem ein neues Naherholungsgebiet mit Grünflächen und Wegen entstehen.

Daten zum Energiespeicher Riedl

Standort Kraftstation       Gemeinde Untergriesbach/Ortsteil Jochenstein
Standort SpeicherseeGemeinde Untergriesbach/Ortsteil Gottsdorf
Mittlerer Donauabfluss1.420 m³/s
Volumen Speichersee4,2 Mio. m³
Wasserfläche Oberbecken24 ha
Mittlere Fallhöhe331,5 m
Durchfluss Turbinenbetrieb108 m³/s
Durchfluss Pumpbetrieb83 m³/s
Maschinenleistung2 x 150 Megawatt
Investitionsvolumenrd. 400 Mio. Euro 

Schutz von Natur und Umwelt

Geplant und realisiert wird das Projekt unter größtmöglicher Schonung der Umwelt sowie nach dem Stand der Technik. Moderne Bauweisen und umfangreiche ökologische Maßnahmen helfen dabei, sensible Lebensräume zu bewahren. Zu diesen ökologischen Maßnahmen, die gemeinsam mit den zuständigen Umwelt- und Naturschutzbehörden festgelegt wurden, zählen zum Beispiel die Errichtung von Biotopen und die Umsetzung von Schutzmaßnahmen.

Stärkung der Gewässerökologie

Auch gewässerökologischen Maßnahmen sind in den Donaustauräumen Jochenstein und Aschach geplant. Das Maßnahmen-Bündel hat zum Ziel, Lebensräume für Flora und Fauna zu verbessern beziehungsweise zu schaffen und gewährleistet so die Stärkung der Fischbestände.

Um die Donau in diesem Bereich für Fische und andere Wasserorganismen wieder durchgängig zu machen, soll am Donaukraftwerk Jochenstein eine neue Fischwanderhilfe errichtet werden. Diese bietet zusätzlichen Lebensraum und dient Fischen insbesondere als Laich- und Jungfischhabitat.

Der Schrätzer ist ein sogenannter Grundfisch und damit hauptsächlich am Flussgrund anzutreffen.

Die Verfahren

Der Energiespeicher Riedl und die Organismenwanderhilfe Kraftwerk Jochenstein befinden sich derzeit im Planfeststellungsverfahren. Im Vorfeld mussten die beiden Projekte ein Raumordnungsverfahren durchlaufen.

Die Öffentliche Auslegung zum Planfeststellungsverfahren für die für die Fischwanderhilfe Jochenstein und den Energiespeicher Riedl erfolgte vom 12. Juli bis 11. August 2022 in 20 Anliegergemeinden in den Stauräumen Aschach und Jochenstein. Für den Zeitraum ab 09. Oktober 2023 wurden vom Landratsamt Passau die Erörterungstermine anberaumt.

Das Raumordnungsverfahren wurde bereits 2011 positiv abgeschlossen. Die Regierung von Niederbayern hat die Raumverträglichkeit der Planung und der Maßnahmen unter Beteiligung der Öffentlichkeit bestätigt. Das Ergebnis wird in der sogenannten landesplanerischen Beurteilung dargestellt.

Ob die Errichtung und der Betrieb des Energiespeicher Riedl sowie der Organismenwanderhilfe zulässig sind, entscheidet das Landratsamt Passau. Hierzu sind Planfeststellungsverfahren mit integrierten Umweltverträglichkeitsprüfungen durchzuführen. Im Planfeststellungsverfahren werden alle einschlägigen öffentlich-rechtlichen Vorschriften und die Belange der Anliegerinnen und Anlieger berücksichtigt.

Für die Durchführung dieses Verfahrens hat die Donaukraftwerk Jochenstein AG (Vorhabenträgerin) aussagekräftige Antragsunterlagen bereitgestellt. Darin werden die Projekte ausführlich beschrieben und dargestellt. Es erfolgt eine umfangreiche Präsentation der Eingriffe und Auswirkungen des Vorhabens.

2016 haben sich nach Veröffentlichung der Antragsunterlagen sowohl Fachbehörden als auch die Öffentlichkeit beim Projekt eingebracht. Die dabei ermittelten Aspekte sind anschließend in die Planungen bzw. eine Adaption der Antragsunterlagen geflossen. Daraufhin wurden unter anderem der Bauablauf sehr detailliert ausgearbeitet und neue Immissionsprognosen erstellt. Alle umweltfachlichen Bestandserhebungen und die darauf beruhenden Bewertungen wurden auf ihre Aktualität überprüft und bei Bedarf angepasst bzw. aktualisiert. In diesem Zusammenhang wurden vollständig neue UVP-Berichte (Umweltverträglichkeitsprüfung) erstellt, die eine Betrachtung und Bewertung aller gesetzlich vorgesehenen Schutzgüter umfassen. Zu diesen Gütern zählen etwa die menschliche Gesundheit, Tiere, Pflanzen, biologische Vielfalt, Fläche und Boden, Wasser, Klima und kulturelles Erbe.

Die Öffentliche Auslegung der Antragsunterlagen erfolgte vom 12. Juli bis 11. August 2022 in den Anliegergemeinden in Bayern und Oberösterreich. Bis 12. September 2022 konnten Bürger neue Einwendungen zu den Genehmigungsverfahren abgeben.

Vom 09. bis 25. Oktober 2023 wurden vom Landratsamt Passau die Erörterungstermine im Landkreissaal auf Schloss Neuburg am Inn abgehalten. An diesen Terminen wurden mit den behördlichen Sachverständigen, den Gutachtern der Vorhabenträgerin und den Einwendern Fragen zu den Vorhaben erörtert. Der Zeitplan und Ablauf wurde vom Landratsamt Passau ausgearbeitet, sodass für jeden Tag bestimmte Themen vorgegeben waren. Jede Person konnte seine Fragen und Anliegen vorbringen und diese wurden von den Experten beantwortet.

Im Nachgang wurde zum Erörterungstermin ein Protokoll angefertigt. Die nächsten Schritte für die Genehmigungsbehörde sind nun die Abwägung der einzelnen Argumente und die Erstellung des Planfeststellungsbeschlusses. VERBUND rechnet mit einer positiven Entscheidung noch im Jahr 2024.

Bild-Text-Teaser: Weitere Absprung -> Energieerlebnis Jochenstein